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Schwarzholzkrankheit ‑ bei Lemberger besondere Probleme?

 

von Dr. Walter K. Kast
LVWO Weinsberg

und

Dr. Michael Maixner, Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Institut für Pflanzenschutz im Weinbau, Bernkastel-Kues

 

 

Im Jahr 2004 fielen im Anbaugebiet Württemberg gehäuft bei der Rebsorte Lemberger Rebstöcke auf, die partiell eine massive, frühzeitige Rotfärbung zeigten. Bis zum Herbst hin zeigten immer mehr Rebstöcke diese auffälligen Symptome, so dass in einzelnen Lembergerflächen bis zu 30% der Stöcke befallen waren. Die Trauben dieser Rebstöcke starben ganz oder teilweise ab. Das Rebholz reifte ungleich aus, und teilweise waren an den Trieben Störungen des Phloems als pustelförmige Nekrosen vorhanden.

Im August fallen in Lemberger rot verfärbte Rebstöcke auf

 

Lemberger-Rebstock mit Schwarzholz-Krankheit

 

Symptome (dunkelrote Blattfärbung) treten nur partiell (an einzelnen Teilen des Rebstockes) auf

 

In verschienen Stadien sterben Trauben ab

 

ungleichmäßige Holzreife

 

Pustelförmige Phloem-Nekrosen

 



 

Bei Weißweinsorten, z. B. Kerner, wurden vereinzelt ähnliche Symptome gefunden. Hier traten an Trauben und Trieben vergleichbare Symptome auf. Die Blätter zeigten eine scheckige Gelbverfärbung. Bei Kerner fällt ein besonders starkes Blattrollen auf. Die Blattränder sind dabei nach unten gerollt.

Die Symptome wurden oft als Esca-Schaden diagnostiziert, da dieser Krankheitskomplex ähnliche Symptome verursacht. Auffällig war jedoch, dass die Symptome auch bei jungen Rebstöcken auftraten, während Esca in der Regel ältere Rebstöcke befällt. Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Symptome nicht durch Esca-Erreger verursacht wurden, war das herdförmige Auftreten der Erkrankungen. Von Esca befallene Rebstöcke dagegen sind zufällig im Weinberg verteilt.

Weiße Sorten zeigen Vergilbung der Blätter und teilweise Blattrollen

 

Ungleiche Holzreife, abgestorbene Trauben und typische Blattsymptome bei weißer Rebsorte



 

In mehreren untersuchten Proben konnten Phytoplasmen, (=zellwandlose Bakterien) des Stolbur-Typs nachgewiesen werden.

 

Die in Deutschland bisher bedeutendste Phytoplasmose ist hauptsächlich an die Ackerwinde als natürliche Wirtspflanze gebunden. Die Zikade Hyalestes absoletus, die bevorzugt an Ackerwinden lebt, überträgt die Erreger von Winde zu Winde. Durch Suchstiche, bei denen die Zikade die Pflanzen auf Eignung als Wirtspflanzen untersucht, werden die Phytoplasmen auch auf Reben übertragen, die eigentlich keine Wirtspflanze von Hyalestes absoletus sind.. Ein weiterer Phytoplasmen-Typ, der ebenfalls Schwarzholzkrankheit auslösen kann, kommt in der Brennessel vor. Dieser Typ ist in Südeuropa stärker verbreitet und wurde bisher nur ein einziges Mal in Deutschland nachgewiesen.

Große Brennnessel, Hauptwirtspflanze des Erregers



 

In den Proben aus Anlagen mit massivem Auftreten der Schwarzholz-Symptome wurde bisher ausschließlich der von Brennnesseln stammende Typ gefunden. Noch unklar ist, ob sich diese Krankheit verstärkt ausbreiten wird oder ob es ein Sonderereignis aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse des Jahres 2003 war. Offen ist auch, ob das starke Auftreten bei der Rebsorte Lemberger durch eine besondere Anfälligkeit bedingt ist und wie nachhaltig die regionaltypischen Rebsorten geschädigt werden. In der am meisten betroffenen Anlage in Gundelheim reifte das Holz der befallenen Rebstöcke nicht aus, so dass die Stöcke bis auf 1-2 Augen zurückgeschnitten werden mussten. Einzelne trieben nicht mehr aus. Die Schäden können also extreme Ausmaße annehmen.

Als Maßnahme kann nach bisherigem Kenntnisstand nur empfohlen werden, die befallenen Teile der Rebstöcke frühzeitig abzuschneiden. Sinnvoll ist auch eine möglichst konsequente Eliminierung der Hauptwirtspflanze des Erregers und des Überträgers der Großen Brennnessel .

Austrieb im Folgejahr



 

Um einen möglichst vollständigen Überblick über das Auftreten der Krankheit zu bekommen, bittet die LVWO um Meldung verdächtiger Rebanlagen (Adresse, Gemarkung, Kataster-Nummer, Rebsorte, Stärke des Befalls).

 

Hierzu können Sie können Sie ein Formular ausfüllen und über das Internet an die LVWO senden ž zum Formular

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