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Waschmethode gegen den Rebenmehltau

von Dr. Walter K. Kast Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg      


Mehltau sollte eigentlich grundsätzlich vorbeugend bekämpft werden. Alle zugelassenen Mittel sind nicht in der Lage, vorhandenes Mehltaumyzel vollständig abzutöten. Selbst bei intensiver Behandlung bleibt deshalb das vorhandene Myzel noch lange sichtbar. Sobald der Schutz durch das ausgebrachte Mittel nachläßt, breitet sich der Pilz auch wieder weiter aus. Oft treten solche Notsituationen, in denen der Mehltaubefall plötzlich stark sichtbar wird, relativ spät in der Saison auf. In diesen Fällen werden die zugelassenen Mittel häufig sehr eng und oft auch in überhöhten Konzentrationen eingesetzt. Die Belastung der Weine mit Rückständen und die Pflanzenschutzkosten steigen enorm an.

starker Oidiumbefall

Meist wird der Mehltaubefall, auch wenn die Fehler bereits um die Blüte herum gemacht worden sind, erst kurz vor dem Weichwerden richtig sichtbar. Tritt kurz vor dem Weichwerden ein massiver Mehltaubefall auf, so kommt es jedoch darauf an, den Befall möglichst rasch zu beseitigen. Je länger das vorhandene Mehltaumyzel auf der Beerenoberfläche aktiv ist, desto größer sind die Schäden an der Beerenhaut. Schäden kurz vor dem Weichwerden begünstigen sehr stark das Aufplatzen der Beeren während der Reifephase. Durch dieses Aufplatzen entstehen letztendlich die entscheidenden Schäden. Die aufgeplatzten Beeren werden sekundär von anderen Pilzen und Bakterien besiedelt, die diese Geschmacksfehler bei Weinen verursachen können. Deshalb ist es in dieser Phase besonders wichtig, daß der Mehltaubefall rasch beseitigt wird.

Daß Wasser in Form von Niederschlägen die Entwicklung des Mehltaus beeinträchtigt, ist eine altbekannte Tatsache. Mehltaukonidien, die ins Wasser gelangen, platzen in der Regel. Auch die Hyphen des Pilzes können durch die Einwirkungen von Wasser massiv geschädigt werden. Aus diesem Grunde breitet sich der Pilz bekanntlich überwiegend in warmen, trockenen Phasen aus.  

 

Mehltaubefall bei unterschiedlicher Wasseraufwandmenge
6 x Behandlung mit Topas bei gleicher Mittelmenge (Kerner 1992)

Wassermenge
in l/ha

Mehltaubefall in % Anfang September an Trauben

1000

13

450

14

100

23

Hoher Ausgangsbefall: bei Behandlungsbeginn 20 Zeigertriebe/Ar

 

Der kurative Effekt des Wassers wird bei der Waschmethode gegen Mehltau gezielt genutzt, um den Rebenmehltau kurzfristig zu beseitigen. Der "Wassereffekt" ist gelegentlich auch bei der normalen Bekämpfung von Bedeutung. Immer dann, wenn unterschwellig kurativ behandelt wird, weil Mehltau in der Anlage (vielleicht auch unentdeckt) vorhanden ist, verbessert eine hohe Wasseraufwandmenge die Wirkung (siehe Versuchsergebnis). Bei rein vorbeugenden Behandlungen dagegen ist die Wasseraufwandmenge bedeutungslos oder höhere Aufwandmengen durch Abtropfverluste eher negativ.

Um die Wirkung des Wassers zu verstärken, können Seifen oder Wasserglas zugesetzt werden. Als Seifen kommen Kern- oder Schmierseife in Frage, die allerdings sehr umständlich aufgelöst werden müssen. Wesentlich einfacher in der Handhabung ist eine dickflüssige Kokosseife (Vertrieb: Biofa, 72522 Münsingen). Seifen werden 1,5%ig eingesetzt. Sie verursachen keine Schäden an Pflanzen. Die Assimilation wird aber behindert, so daß eine Reifeverzögerung eintritt. Deshalb sollte dieses "Waschmittel" nur für Behandlungen der Traubenzone eingesetzt werden. Dies kann dann interessant sein, wenn der Befall sehr spät und weitgehend auf die Trauben begrenzt auftritt. Ein Spätbefall der Blätter durch Oidium verursacht dann in der Regel auch keine wirtschaftlichen Schäden mehr.

Wenn die Blätter mitbehandelt werden müssen, ist der Zusatz von Wasserglas oder Kieselsol (1%ig) sinnvoller. Ein geringer Zusatz von Seifen (0,1 %) kann den Wascheffekt verbessern. Wasserglas hat neben der eradikativen ("abätzenden") Wirkung auch einen allerdings geringen vorbeugenden Effekt auf die Neuausbreitung. Wasserglas bzw. Kieselsol sind als Pflanzenstärkungsmittel im Bio-Fachhandel oder über Chemikalien- und Kellereibedarfsartikelhändler zu beziehen.

Ein Zusatz von organischen Fungiziden oder Schwefel ist wegen der extremen Abtropfverluste nicht sinnvoll. Wenn der Rebbestand nicht kurz vor dem Weichwerden steht, kann es sinnvoll sein, eine Wiederbesiedlung durch den Einsatz vorbeugender Mittel zu verhindern. Diese sollten aber erst ca. 2 - 3 Tage nach dem Waschverfahren eingesetzt werden.

Applikationstechnik für Waschverfahren


Ziel der Maßnahme ist es, die Pflanzen komplett mit einem zerfließenden Wasserbelag zu überziehen. Für einen ausreichenden Wascheffekt sind mindestens 2.500 l/ha erforderlich. Dies erfordert bei den üblichen Sprühgeräten einige Umstellungen. Mit geringer Fahrgeschwindigkeit (max. 2 km/h) wird jede Gasse befahren. Der Druck sollte auf das Maximum eingestellt werden. In der Regel sind auch größere Düsendurchmesser erforderlich.


                                                                 

oidiumkork.jpg (27798 Byte)


Vorteile der Waschmethode

Der Erfolg des Verfahrens ist bereits am nächsten Tag sichtbar. Der mehlige Belag verschwindet, die bereits befallenen Teile verkorken. Auf diese schlagartige Wirkung kommt es an, wenn das Weichwerden bald bevorsteht und weitere Schäden verhindert werden müssen. Das Verfahren belastet den Wein nicht mit Rückständen, denn die natürlichen Seifen bauen sich extrem rasch ab. Wasserglas, ein zur Behandlung von Wein zugelassener Stoff, ist sowieso unproblematisch. Das Waschverfahren verursacht natürlich einen relativ hohen Arbeitsaufwand. Dieser dürfte aber in der Phase Ende Juli - August nicht mehr stark ins Gewicht fallen.


Bei Fragen und Anregungen schicken sie mir ein Mail unter:  walter.kast@lvwo.bwl.de

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt fuer Wein- und Obstbau Weinsberg
Traubenplatz 5
Germany
D-74189 Weinsberg
Tel: 49 7134 504 140
Fax: 49 7134 504 106

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