Bedarfsgerechte Stickstoffversorgung durch gezielte Bodenpflege und Düngung
Weinqualität - ausgeglichener Rebwuchs - Schutz von Boden und Wasser
Ziel des modernen Weinbaus sind Weine hoher Qualität, sowie die Erhaltung ausgeglichener
Rebbestände bei bestmöglichem Schutz des Bodens und der ober- und unterirdischen Gewässer.
Abgestimmte mineralische Düngemaßnahmen auf der Basis von Bodenuntersuchungen und der Einsatz von organischen Düngern,
Begrünungssysteme sowie gezielte Bodenbearbeitungsmaßnahmen bieten ausreichende Möglichkeiten um sowohl den Anforderungen
des Weinbaus als auch den Zielen des Umweltschutzes gerecht zu
werden.
Stickstoff und Wasser
Für Wachstum und Bildung qualitativ wertvoller Trauben
benötigt die Rebe verschiedene Nährstoffe. Als Motor des Wachstums gilt insbesondere der Stickstoff (N).
Die Versorgung der Rebe mit Stickstoff ist jedoch untrennbar mit dem Wasserhaushalt des Weinbergsbodens verbunden.
Das Bodenwasser ist Lösungsmittel für mineralisierten Stickstoff, im Bodenwasser
strömt gelöster Mineralstickstoff zur Wurzel, gelöst im Wasser kann mineralischer Nitratstickstoff in das Grundwasser
gelangen. Neben ausreichender Wärme und guter Durchlüftung ist Wasser im Boden
notwendig für die Tätigkeit von Mikroorganismen und damit entscheidend für die Freisetzung von organisch gebundenem
Stickstoff.
In der 20 cm dicken Krume eines Weinbergbodens sind bei einem Humusgehalt von 2 % rund 3.000 kg Stickstoff in organischer Form enthalten.
In Abhängigkeit von den äußeren Bedingungen werden jährlich 1 - 2 % dieses Vorrates verfügbar. Im Gegenzug können aber auch mineralisch vorliegende Stickstoffmengen in organische Formen
eingebunden werden.
Das Bodenpflegesystem steuert die Wasser- und Stickstoffversorgung
Die
Stickstoffversorgung der Rebe kann durch Düngemaßnahmen beeinflusst werden. Die tatsächliche Stickstoffverfügbarkeit
wird letztlich jedoch durch das Bodenpflegesystem bestimmt.
Vor allem nach der Blüte und zum Reifebeginn hat die Rebe ihren Hauptbedarf (siehe Abbildungen). Im Bodenpflegesystem Winterbegrünung kommt es nach dem Umbruch im
Frühjahr zu kräftiger Stickstofffreisetzung (Abbildung rechts oben). Die
Bodenbearbeitung führt gleichfalls zu einer Brechung der Kapillaren und damit zur Wassereinsparung. Ziel der erneuten Einsaat im
Spätsommer ist es, die vorhandenen und nicht benötigten Stickstoffmengen einzubinden und vor Auswaschung zu schützen.
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Abbildung 1: |
Einsaat
Während hier mit der Bodenbearbeitung zur Saatbettbereitung sowie dem Aufwachsen und Umbrechen der Herbsteinsaat ein Instrument der Steuerung gegeben ist, hängt die Stickstoffanlieferung bei Dauerbegrünung (Abbildung rechts unten) vor allem von der Witterung im Vegetationsverlauf ab. Eine ausgeglichene Niederschlagsverteilung ergibt einen mäßigen aber stetigen Stickstofffluss zu Gunsten der Rebe. Der erhöhte Wasserbedarf dauerbegrünter Rebanlagen fällt dann ebenfalls nicht ins Gewicht.
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Abbildung 2: |
Trockenheit im Frühjahr und/oder im Spätsommer haben jedoch Wasserstress und eine
Stickstoffunterversorgung zur Folge. Ein Überangebot von Wasser und Stickstoff in den Wochen des Fruchtansatzes
und/oder nach dem Reifebeginn ermöglicht die Ausbildung großer Beeren und kompakter Trauben. Dies birgt die Gefahr von
Fäulnis und überhöhten Erträgen.
Ziel der angepassten Bodenpflege ist es, die Stickstofflieferung des Bodens und die
Wasserverfügbarkeit dem Bedarfsrhythmus der Rebe anzupassen.
Durch eine Kombination von Dauerbegrünung und Winterbegrünung ist diese Anpassung in der Regel möglich.
Stickstoffdüngung
Eine jährliche Stickstoffgabe von rund 60 kg N/ha ist bei
Böden mit mittleren Humusgehalten (2 %) meist ausreichend. Auf Flächen mit gut bestockter Winterbegrünung sollte der
Stickstoff Ende April, auf dauerbegrünten Flächen im Mai ausgebracht werden. Bei der Stickstoffdüngung sin die Vorgaben der
Düngeverordnung zu beachten.
Generell sind die N-Gaben den Gegebenheiten anzupassen:
Zuschläge bei: |
Abschläge bei: |
Neueinsaat einer Dauerbegrünung in die Fahrgassen (nicht im Wasser- |
zu starkem Wuchs |
hoher biologischer Aktivität des Bodens |
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Frostschäden |
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niedrigem Humusgehalt |
hohem Humusgehat |
zu geringer Wuchsleistung |
Umbruch einer Dauerbegrünung |
N-Blattdüngung
Die Blattdüngung ist nur bei akutem Stickstoffmangel oder Stresssituationen (Trockenheit ) sinnvoll. Effektiv ist die Ausbringung früh am Morgen oder abends.
Düngung und Bodenpflege im Wasserschutzgebiet
In Zone II dürfen keine N-betonten organischen Dünger (Gülle u.ä.)
ausgebracht werden. Dies gilt auch für Stallmist auf auswaschungsgefährdeten Böden (A-Böden). Rebflächen sind zu
begrünen (Leguminosenanteil max. 10%). Auf Problemstandorten sind alternative Maßnahmen wie die Abdeckung mit stickstoffarmen
Materialien zulässig.
Nitratproblemgebiet: Vor einer N-Düngung ist die Messmethode anzuwenden. Im 1. und 2.
Standjahr Stickstoffausbringung als Reihendüngung. Maximale Höhe der einzelnen Stickstoffgaben bei schnell wirkendem Dünger:
50 kg N/ha (A-Böden), 80 kg N/ha (B-Böden) zusätzliche Einschränkungen im Nitratsanierungsgebiet: Die
Übertragung von Messergebnissen für die N-Düngung ist weiter eingeschränkt.
Die Vorgaben für die Bewässerung sowie die Rodung von Altanlagen sind zu beachten.
Bodenuntersuchungen werden durch private Labors angeboten. Eine aktualisierte Liste hält das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg bereit: PDF-Liste des LTZ Augustenberg