Bodenpflege im Obstbau
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Eine Strohabdeckung des Pflanzstreifens sorgt für eine
ausgeglichene Wasserversorgung der Bäume |
Obstgehölze werden heute meist auf schwachwachsenden Unterlagen
kultiviert. Um einen hohen Ertrag bei guter Fruchtqualität zu gewährleisten, ist es nötig über
Bodenpflegemaßnahmen den Bäumen bzw. Sträuchern optimale Wachstumsbedingungen zu bieten. Aus Gründen der
Bodenfruchtbarkeit und praktischen Gründen, wie der Befahrbarkeit und der Erosionsminderung hat sich im Kern-, Stein- und
Strauchbeerenanbau die Dauerbegrünung bewährt.
Im intensiven Obstbau stellt die chemische Unkrautregulierung eine wirksame und kostengünstige Pflegemaßnahme des Pflanzstreifens
dar.
Im Zuge der Integrierten Produktion stehen aber nur noch wenige
Herbizidwirkstoffe zur Verfügung. Zudem ist die Applikation von Herbiziden in der Integrierten Produktion im Zeitraum 6 Wochen vor der
Ernte bis nach der Ernte nicht zulässig. Auch ist der langjährige Einsatz herbizider Wirkstoffe aus ökologischer Sicht nicht
ohne negative Folgen geblieben, so dass nicht zuletzt aus Gründen des Umweltschutzes und des öffentlichen Drucks zur
umweltverträglichen Nahrungsmittelproduktion alternative Verfahren der Bodenpflege erprobt werden.
Die folgenden Punkte zeigen die Ziele, die eine ideale Bodenpflege
erfüllen sollte:
Erhaltung der Bodenstruktur
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Erosionsverminderung
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Sicherung einer ausreichenden Wasser- und
Nährstoffversorgung
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Zurückdrängen von Schädlingen,
Schonung bzw. Förderung von Nützlingen
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bei
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geringem Kapital-, Arbeits- und
Energieaufwand
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Nachfolgend werden die verschiedenen Möglichkeiten der Bodenpflege
im Pflanzstreifen beschrieben und mit ihren Vor- und Nachteilen dargestellt.
Chemische
Verfahren
Für welche Kulturen welche Wirkstoffe zur Verfügung stehen,
können Sie in der Veröffentlichung Pflanzenschutz im Erwerbsobstbau (LTZ Augustenberg), die jährlich
neu aufgelegt wird, nachlesen.
Zur Vorbeugung gegen Resistenzen sollten die Wirkstoffe abgewechselt
werden. Zudem verhindert ein Wirkstoffwechsel, zumindest in beschränktem Maße, dass sich wirkstoffspezifische Arten etablieren,
die dann zu Problemunkräutern werden.
Über eine Reduzierung des normalerweise 80-100 cm breiten
Herbizidstreifens, vor allem in frisch gepflanzten und älteren, etablierten Anlagen, lässt sich der Mittelaufwand stark
reduzieren.
Vorteile:
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kostengünstig
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geringer Arbeitzeitbedarf
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2 Behandlungen/Jahr Þ geringe Anzahl von Überfahrten Þ verminderte Bodenbelastung
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wirksam auch im
Stamm-/Pfahlbereich
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relativ
witterungsunabhängig
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Nachteile:
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Nebenwirkungen sind möglich Þ zum Beispiel zeitweise Beeinträchtigung von
Bodenlebewesen oder Belastung des Grundwassers
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Resistenzen können sich rasch
entwickeln
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Entwicklung von
Problemunkräutern
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Problem der Akzeptanz in der
Öffentlichkeit
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durch das Nichbearbeiten des Bodens kann der Boden
aufgrund der nicht unterbrochenen Kapillaren vermehrt Wasser verdunsten
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Physikalische
Verfahren
Mechanisch
Drei grundsätzliche Bauarten von Geräten werden
eingesetzt:
Unterschneidegeräte: Sie arbeiten mit einem Flachschar, das die
Unkräuter unterschneidet und die Erde etwas anhebt. Ein zusätzlicher Rotor zerkleinert die Erde und sorgt dafür, das die
Wurzeln der Unkräuter offen liegen .
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Rotorgeräte: rotierende Erdwerkzeuge bearbeiten und zerkleinern den
Boden und entwurzeln die unerwünschten Pflanzen.
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Scheibengeräte: (Scheibenegge, Scheibenpflug) Scheibenförmige
Arbeitswerkzeuge wenden den Boden und entwurzeln bzw. decken Unkrautpflanzen zu. Zwei Arbeitsgänge werden kombiniert wegarbeiten der
Erde vom Stamm und hinarbeiten der Erde zum Stamm.
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Thermisch
Prinzip dieses Bodenpflegeverfahrens ist die Denaturierung des
Pflanzeneiweißes durch Wärmeeinwirkung auf die Pflanzen.
Abflammtechnik: offene Gasflamme
(Wärmeströmung)
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Infrarottechnik: Wärmestrahlung Þ ein Wärmeträger wird auf ca. 900 °C
erhitzt.
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Vorteile:
bei mechanischer Bearbeitung wird der Boden
aufgebrochen. Dadurch werden Kapillaren zerstört und die Wasserverdunstung vermindert Þ wassersparender Effekt
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Bearbeitung führt zu erhöhter
Mineralisation Þ günstig zur Zeit des
größten Nährstoffbedarfs der Pflanzen
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Nachteile:
arbeits- und kostenintensiv Þ geringe Arbeitgeschwindigkeit bzw. doppelte Arbeitsgänge
nötig bzw. mehrere Bearbeitungen im Jahr erforderlich
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sehr witterungsabhängig Þ Bodenverschmierungen bzw. rasches Wiederanwachsen bei
Feuchte
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Stamm- und Wurzelverletzungen sind vor allem bei
hoher Arbeitsgeschwindigkeit möglich. Bei thermischen Verfahren können bei Trockenheit auch Kronen- bzw. Fruchtverletzungen durch
die Hitzeeinwirkung entstehen
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häufiges Befahren führt zu erhöhter
Bodenbelastung im Fahrstreifen
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ältere, verholzte und ausläufertreibende
Unkräuter sind nur schwer regulierbar
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der Bereich um den Stamm wird nicht oder
unzureichend bearbeitet Þ Handhacke oder
Herbizidpunktspritzung ist nötig
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vor allem bei rotierenden Werkzeugen ist eine
Schädigung v. a. von Regenwürmern nicht augeschlossen
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Bearbeitung führt zu erhöhter
Mineralisation Þ kann zu Auswaschung von
überschüssigem Nitrat führen
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durch die häufigeren Bearbeitungstermine
hoher Kraft- bzw. Brennstoffverbrauch
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Mulchverfahren
(Abdeckverfahren)
Bei den Mulchverfahren soll den Unkräutern durch Lichtentzug die
Lebensgrundlage entzogen werden. Die Abdeckung kann entweder mit organischen Materialien (Rinden, Stroh, Holzhäcksel, Sägemehl,
Champignonkultursubstrat, Müllkompost oder Kompost ) oder mit synthetischen Materialien (PE-Folien, PP-Vliesen, Matten =Verbund aus
Jute- und/oder Kokosfasern und perforierten PE-Folien) erfolgen.
Vorteile:
günstiger Wasserhaushalt unter den Folien, da
geringe Evaporation
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unter den meisten Materialien entwickelt sich ein
günstiges Bodengefüge
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unter den Abdeckmaterialien gibt es im
Jahresverlauf keine so extremen Temperaturschwankungen wie im offenen Boden
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durch organische Materialien wird der Humusgehalt
des Bodens angehoben
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frische Rinde besitzt herbizide
Wirkung
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günstige Mineralisationsbedingungen unter den
Abdeckungen
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Nachteile:
organische Abdeckmaterialien mit weitem
C/N-Verhältnis können zeitweise Stickstoff binden
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bei hohen Niederschlägen kann es unter
manchen Abdeckmaterialien zu Sauerstoffmangel kommen
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vor dem Ausbringen/Auslegen ist eine
Herbizidanwendung angezeigt, da sonst Unkräuter rasch wieder durch- oder von der Seite einwachsen
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bei organsichen Materialien wachsen nach 1-5
Jahren wieder Unkräuter durch
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geringe Niederschläge gelangen nicht an die
Wurzel der Obstpflanzen, sondern werden von der Abdeckung sorbiert
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Gefahr der Besiedelung durch
Wühlmäuse
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der Nmin-Gehalt kann unter Abdeckungen stark
erhöht sein Þ Gefahr der
Nitratverlagerung
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Ausbringung/Auslegen ist arbeits- und teilweise
kostenintensiv
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relativ häufige Erneuerung nötig
Þ Abbau
organischer Materialien; Beschädigung von Folien und Vliesen z.B. beim Mulchen
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synthetische Materialien verschmutzen
leicht Þ Unkräuter siedeln sich rasch
an
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bei synthetischen Materialien gibt es
Entsorgungsprobleme
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Folien, Vliese und Matten können problemlos
nur vor der Neuanlage ausgelegt werden
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in der Folienaussparung am Stamm siedeln sich
rasch wieder Unkräuter an Þ Herbizidbehandlung
nötig
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Einsaaten/Begrünung
Ziele von Einsaaten sind:
eine schnelle und möglichst vollständige
Bodenbedeckung
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ein gutes Unterdrückungsvermögen
gegenüber anderen Arten bei trotzdem niedrigem Wuchs
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geringe Konkurrenz gegenüber den Obstpflanzen
um Wasser und Nährstoffe.
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Für die Aussaat wird ein ausreichend feines Saatbett benötigt,
hierfür ist eine spezielle Sätechnik nötig. Eine gezielte zeitliche Begrünung wird deshalb selten durchgeführt.
Häufiger wird die Selbstbegrünung praktiziert bei der sich Wildpflanzen von selbst ansiedeln.
Es wurde bisher mit den verschiedensten Begrünungspflanzen
experimentiert, u. a. Kapuzinerkresse, Rote Taubnessel, Phacelia, Erdklee, Kleegrasmischung, Gräsern.
Begrünungspflanzen haben nicht nur die Aufgabe andere,
unerwünschte Pflanzen zu unterdrücken, sondern auch Nährstoffe, insbesondere Stickstoff, vor der Auswaschung zu
schützen.
Vorteile:
bei Selbstbegrünung kein zeitlicher und
finanzieller Aufwand
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Humusanreicherung
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Verbesserung der Bodenstruktur und damit der
bodenphysikalischen Eigenschaften
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rasche Aufnahme von Stickstoff Þ geringere Gefahr der Auswaschung von Nitrat
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Verminderung der Erosion
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Blütenpflanzen locken Insekten an
Þ Bestäubung,
Schädlingsbekämpfung
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bessere Fruchtausfärbung, rechtzeitiger
Triebabschluß, gute Lagerfähigkeit
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Nachteile:
Nährstoffkonkurrenz
Þ teilweise hihe Etragseinbußen, vor allem in
Junganlagen
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Wasserkonkurrenz
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zusätzliche Düngung und Bewässerung
nötig
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maschinelles Abmulchen schwierig Þ Baumverletzungen
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Stammbereich muß mit Herbizid oder von hand
freigehalten werden Þ Zeitaufwand, bzw.
Arbeitskosten
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bei Blütenpflanzen Probleme mit
Pflanzenschutzmaßnahmen Þ bienengefährliche Mittel
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Gefahr der
Wühlmausansiedlung
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Als Alternative zum Herbizideinsatz bietet sich die mechanische
Offenhaltung des Bodens kombiniert mit einer Einsaat bzw. der Selbstbegrünung des Pflanzstreifens an. Wenn bei mechanischer
Bodenpflege im Stammbereich Herbizide verwendet werden können, also auf eine zeit- und kostenintensive Handhacke verzichtet werden
kann, bleiben die Arbeitskosten bei diesem Verfahren im Rahmen.
Lothar Tränkle
LVWO Weinsberg
Referat Bodenschutz