Tiere im Weinberg
I. Zauneidechse (Lacerta agilis)
von Dr. Walter K. Kast und Hermann Frisch
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Weinsberg
Zauneidechsen, sind in ihren Lebensraumstrukturen stark an vom Menschen geprägte Landschaften wie zum Beispiel unsere Weinberge angepasst. Sie besiedeln Magerbiotope wie trockene Waldränder, Bahndämme, Heideflächen, Dünen, Steinbrüche, Kiesgruben, Wildgärten und ähnliche Lebensräume. Besonders günstig sind Strukturen mit einem Wechsel aus offenen Abschnitten und dichter bewachsenen Bereichen. In kühleren Gegenden beschränken sich die Vorkommen auf wärmebegünstigte Südböschungen.
Abbildung 1: Vorsichtig schaut ein Zauneidechsenmännchen aus seiner "Drachenhöhle", einem Mausloch heraus.
Wichtig für Zauneidechsen sind auch Elemente wie Totholz und Steine. Weinberge können deshalb für diese Tiere ein idealer Lebensraum sein.
Abbildung 2: Ein Zauneidechsenmännchen schleicht sich aus seinem als Versteck dienenden Mausloch heraus
Je nach Individuum, Geschlecht, Altersstadium und Jahreszeit ist die Färbung und Zeichnung sehr variabel. Oft verläuft auf der Rücken- und Schwanzmitte ein "leiterartiges" Zeichnungsmuster aus hellen Seitenlinien und dunkelbraunen "Quersprossen" mit braunen Zwischenräumen. Mittig sowie seitlich über die Dorsalflecken verlaufen zudem meist weißliche, unterbrochene Längsstriche. Auch die Grundfarbe von Oberkopf, Schwanz und Gliedmaßen ist bräunlich und die Flecken der Flanken sind ebenfalls weißkernig. Die Männchen zeigen zur Paarungszeit (bis Juni/Juli) grün gefärbte Kopf-, Rumpf- und Bauchseiten; besonders in Südwestdeutschland kommen auch Tiere vor, die nahezu insgesamt grün erscheinen. Die Unterseite ist bei den Weibchen gelblich und fleckenlos, bei den Männchen grün mit schwarzen Flecken. Die Jungtiere besitzen eine bräunliche Färbung, oft mit auffälligen Augenflecken auf Rücken und Seiten. In Weinbergen findet man wesentlich häufiger Männchen als Weibchen. Dies liegt daran, dass Männchen besonders auffällig gefärbt sind und auch wesentlich aktiver sind. Viel weniger auffällig sind die bräunlichen Jungtiere und Weibchen.
Eidechsen ernähren sich von Insekten, Spinnen und kleinen Würmern. Zauneidechsen profitieren sehr stark vom großflächigen Verzicht auf Insektizideinsatz, wie er in den Pheromon-Verwirrverfahren praktiziert wird, da in diesen Rebflächen ein sehr gutes Nahrungsangebot herrscht. Der streifenweise Einsatz von Herbiziden im Unterstockbereich ist für diese Tiere eher förderlich, da sie sich dort auf den von der Sonne erwärmten Bereichen besonders gut fortbewegen und gleichzeitig mit Wärme aufladen können.