Qualitätsoptimierung bei Schwarzriesling |
Rolf Fox
LVWO Weinsberg
Hohe Weinqualität mit ausgeprägter Sortentypizität setzt reifes, gesundes Lesegut voraus. Um dies zu erzielen, sind sortenspezifisch angepasste, weinbauliche Maßnahmen erforderlich. Dies setzt die Kenntnis der Sorteneigenschaften voraus, um unter den gegebenen Bedingungen von Jahrgang und Lage gezielt auf das jeweilige Optimum hinarbeiten zu können.
Der fruchtige, weniger farb- und tanninbetonte Rotwein mit weichem Geschmackseindruck findet vor allem beim traditionellen Verbraucher ‑ meist als Vierteleswein mit teils dienender Restsüße ‑ hohe Wertschätzung. Der sich abzeichnende Wandel hin zu kräftigeren, nachhaltigeren Rotweinen war jedoch Anlass, sich in anbautechnischen Versuchen mit Möglichkeiten der Qualitätsoptimierung bei dieser Sorte intensiver zu beschäftigen. Dabei wurden in Kenntnis der besonderen pflanzenphysiologischen Eigenschaften ‑ siehe Übersicht 1 ‑ speziell auf die Sorte abgestimmte pflanzenbauliche Maßnahmen aufbauend aufeinander ‑ siehe Übersicht 2 ‑ umgesetzt.
Übersicht 1: Pflanzenphysiologische Eigenschaften |
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mittleres bis hohes Fruchtbarkeitspotenzial, ca. 4-5 Augen/m² ausreichend |
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bereits basal fruchtbar, deshalb auch für Zapfenschnitt geeignet |
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Traubenzahl und Traubengewichte nehmen gegen Bogenende leicht zu |
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das höhere Fruchtgewicht/Trieb ergibt gegen Bogenende ein zunehmend ungünstigeres Blatt-/Fruchtverhältnis (BFV) |
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bei verzettelter Blüte insbes. bei 3. Traube/Trieb deutlicher Reiferückstand |
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bildet extrem viele Wasserschosse sowie Doppeltriebe, viele Geiztrauben |
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reagiert relativ schwach auf Vorjahreserträge und Witterung |
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Verrieselungsneigung gering bis mittel |
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setzt frühes, hohes Wasserangebot sowie hohe Vitalität in große Beeren/kompakte Trauben/hohe Erträge um |
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hohe Anfälligkeit für Traubenbotrytis und Essigfäule, vielfach vom Innern der Traube ausgehend (gegenseitiges abdrücken der Beeren) |
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die jahreszeitlich frühe Reife führt in Verbindung mit noch hohen Temperaturen ihrerseits zu erhöhter Fäulnisgefahr |
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entwickelt bei starkem Wuchs dichte Laubwände was zu mangelnder Traubenbelichtung/Farb- und Phenolbildung führt |
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reagiert auf stärkeren Wasserstress mit kleineren Beeren, lockeren Trauben, besserer Farb- und Phenolbildung, verbesserter Rotweinart |
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mittelstark ausgeprägte Menge-/Gütebeziehung, insbesondere im späteren Wein |
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mittlere Mostgewichtsleistung |
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später Austrieb und früher Reifebeginn, kurze Vegetationszeit |
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optimale Reife erst ab ca. 90 °Oe gegeben |
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sortentypische Weine mit guter Farbstoffausbildung und ausreichender Ausdruckskraft durch Ertragsbegrenzung (ca. 80 -120 kg/a) sowie späte Lese zu erzielen |
Überischt 2: Versuchsansätze zur Qualitätsoptimierung |
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Standard |
2 Halbbögen, 6 Augen/m², 70 kg N/ha, leichte Qualitätskorrektur nach Reifebeginn, Ziel ca. 140 kg/a |
Optimierungsstufe 1 |
1 Schrägbogen, 4,6 Augen/m², 60 kg N/ha, kurz nach Blüte kräftig auslichten, gezielte Qualitätskorrektur nach Reifebeginn |
Optimierungsstufe 2 |
1 Schrägbogen, 4,6 Augen/m², 50 kg N/ha, kurz nach Blüte kräftig auslichten, Ertragsregulierung in Teilbereichen durch halbieren, Einsatz von Bioregulatoren plus halbieren, Anwendung von Wasserglas auf Traubenzone, verschiedene Lesetermine, gezielte Qualitätskorrektur nach Reifebeginn |
Generell hoher Pflegestandard bei Bodenpflege und Stockarbeiten In allen Varianten jede Gasse Dauerbegrünung |
Ergebnisse aus 2004
Wie Abbildung 1 zu entnehmen ist, hat bereits der verkürzte Anschnitt zu einer deutlichen Ertragsreduktion bei gleichzeitigem Mostgewichtsanstieg geführt. Der Einsatz von Bioregulatoren (GIBB 3) führte nochmals zu leichter Ertragsreduktion sowie Mostgewichtssteigerung. Aufgrund der lockeren, gesunden Trauben konnte hier später gelesen werden. Die Variante Traubenhalbierung erbrachte den geringsten Ertrag sowie gegenüber dem Vergleich ein um 7° höheres Mostgewicht. Auch hier war ein späterer Lesetermin möglich. Durch zeitige, kräftige Entblätterung der Traubenzone in den Optimierungsvarianten konnte ein nochmals späterer Lesetermin ‑ siehe Abbildung 2 ‑ mit deutlich positiven Auswirkungen auf Restextrakt, Kalium, Gesamtphenole sowie Farbsumme erzielt werden. Die gut belichtet und abgehärtet herangewachsenen Trauben waren deutlich weniger von Botrytis befallen. Unterstützend war hierbei auch die viermalige Anwendung von Wasserglas, begrenzt auf die Traubenzone ‑ Ausbauvariante 3. Dem Netzdiagramm ‑ Abbildung 3 ‑ ist zu entnehmen, dass die Weine aus den weinbautechnisch optimierten Parzellen parallel mit den zunehmenden Qualitätsmaßnahmen in den positiven Attributen Brombeere, Phenolharmonie sowie Nachhaltigkeit/Körper besser bewertet wurden. Auch in der Rangfolge zeigen sich gravierende Vorteile zugunsten der Weine aus den Varianten mit aufeinander aufbauenden Qualitätsmaßnahmen.
Die wichtigsten weinbautechnischen Maßnahmen zur Sicherung hoher Qualität sind in Übersicht 3 zusammen gefasst.
Übersicht 3: Weinbautechnische Maßnahmen zur Sicherung hoher Qualität |
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Schrägbogenerziehung, 1 ‑ 1,1 m Stockabstand, 20 cm Biegdrahtabstand, bodennah (70 cm), ausreichende Laubwandhöhe, mindestens 1,1m |
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4 ‑ 5 Augen/m² als Bogen (nicht Zapfen) individuelle Stockbelastung |
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kurze, wenige Zapfen, sehr sauberer Rebschnitt |
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konsequentes, wiederholtes Ausbrechen, Doppeltriebe, Schwachtriebe, Gleichmäßigkeit der Stöcke |
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gefüllte, aber nicht überfüllte Laubwand, günstiges Blatt-/Fruchtverhältnis an allen Trieben |
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lauter Langtriebe, möglichst aufrecht „einflechten“ (genügend Drähte, Klammern) |
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Traubenzone zeitig und kräftig auslichten, gegebenenfalls Geize raus, gut belichtete, abgehärtete Trauben |
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Laubschnitt nicht zu spät, aufbauend |
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lockere Trauben mit kleinen gut belichteten Beeren, Anwendung von Bioregulatoren oder auch manuell Beeren abstreifen, gegebenenfalls Trauben halbieren (ca. bei Erbsengröße), 3. Traube entfernen, Seitenachseln entfernen, weniger reife Anteile nach Farbumschlag gezielt entfernen, Ertragsbegrenzung auf 80 bis 120 kg/a |
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konsequent vorbeugend gegen Botrytis vorgehen ( Botrytizid zum Traubenschluss) ,gezielte Sauerwurmbekämpfung, ordnungsgemäßer Pflanzenschutz sowie harmonische Nährstoffversorgung |
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wuchsangepasstes Bodenpflegemanagement sowie N‑Düngung → Ziel mittlerer Wuchs, eher jede Gasse Dauerbegrünung, soweit notwendig mit gezieltem Eingriff, gegebenenfalls spät beregnen, jeweils nur geringe Mengen |
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möglichst späte, gegebenenfalls gestaffelte, selektive Lese zum Zeitpunkt der physiologischen Reife, faule Anteile getrennt halten |
Fazit
Die Kenntnis der besonderen pflanzenphysiologischen Eigenschaften sowie speziell darauf abgestimmte weinbautechnische Maßnahmen sind in ihrer Gesamtheit geeignet, hohe bis höchste Qualitäten zu erzielen. Insbesondere die Auslichtung der Traubenzone sowie die gezielte Ertragsregulierung sind als „gestaltendes Element“ im Sinne der späteren (Rot-)Weinqualität von hoher Bedeutung.