Vergleich unterschiedlicher Intensitätsstufen
der Rebflächenbewirtschaftung
Vergleich unterschiedlicher Intensitätsstufen bei Trollinger und Riesling
Ausgangssituation:
Durch steigende Kosten bei Arbeitskräften, Maschinen, Gebäuden und Material sowie gleichzeitig stagnierenden oder sogar sinkenden Preisen sind die Weinbaubetriebe gezwungen immer rationeller zu produzieren. Hauptkostenfaktor ist die Arbeit, das heißt die Arbeitsproduktivität muß verbessert werden. Zum anderen binden die notwendigen Marketingaktivitäten immer mehr Arbeitszeit.
Ein Vergleich mit anderen Weinanbaugebieten im In- und Ausland zeigt, daß dort zum Teil wesentlich weniger Arbeitszeit für die Bewirtschaftung der Direktzuglagen notwendig ist.
Daher wurde in diesem Versuch ermittelt, wo und in welchem Umfang noch Arbeitszeitreserven bei der Bewirtschaftung unserer Ertragsrebflächen vorhanden sind.
Diese sogenannte „Extensivierung" ist eine methodisch abgeänderte, aber nach wie vor sachgemäße und gewissenhafte Erledigung der anfallenden Arbeiten. Sie hat nichts zu tun mit einer Vernachlässigung der Rebflächen.
Deshalb wurde auch der Pflanzenschutz in unveränderter Form von der im Betrieb üblichen Verfahrensweise übernommen.
Ansatzpunkte :
Bei den Arbeiten im Weinberg lassen sich drei Arbeitsspitzen erkennen:
der Rebschnitt, inkl. Biegen, Anbinden
die Laubarbeiten,
die Lese.
Der Einsatz des Traubenvollernters bei der Lese senkt den Arbeitsaufwand von über 200 Akh/ha bei der Handlese auf unter 10 Akh/ha inkl. Abfuhr. Die maschinelle Lese ist inzwischen ein bewährtes und kostengünstiges Verfahren, das im Prinzip nur durch die Befahrbarkeit der Flächen begrenzt wird. Für die Lese waren schon immer zusätzliche Arbeitskräfte notwendig. Sie begrenzt in diesem Sinne nicht die von einer Familie bewirtschaftbare Fläche. Die Versuchsanstellung konzentriert sich daher insbesondere auf die oft immer noch wenig mechanisierten Arbeitsblöcke „Rebschnitt" und „Laubarbeiten".
Arbeitszeiteinsparungen sollen erreicht werden durch:
sinnvolle Kombination von Arbeitsgängen,
Teil- oder Vollmechanisierung der bisher von Hand erledigten Arbeiten.
Versuchsaufbau:
|
Trollinger, Schemelsberg |
||
Variante: |
Standard |
Extensiv A |
Extensiv B |
Drahtrahmen |
Paar |
Einzeldraht |
Einzeldraht |
Rebschnitt |
manuell |
manuell |
manuell |
Biegen |
von Hand |
||
Ausbrechen |
von Hand |
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Heften |
2x von Hand, inkl. Nacharbeiten |
1x v. H., Heftbügel zu,1x maschinell |
2x maschinell |
Laubschnitt |
jede Gasse, in Kombination mit Bodenpflege |
||
Bodenpflege |
nur jede 2. Gasse dauerbegrünt, sonst winterbegrünt und von Mai - Aug. offen |
dauerbegrünt, Unterstockmulcher |
dauerbegrünt, Unterstockmulcher |
|
Riesling Ranzenberg |
||||
Variante: |
Standard |
Extensiv A, 3 J. Zapfen |
Extensiv A, |
Extensiv A, 3 J. Zapfen |
Extensiv A, |
Drahtrahmen |
Einzeldraht |
Einzeldraht |
Einzeldraht |
Paar |
Paar |
Rebschnitt |
manuell |
3 J. Zapfenschnitt, danach für 1 J. 2 Bögen |
Wechsel zwischen Bögen und 1 bis 2 J. Zapfenschnitt |
3 J. Zapfenschnitt, danach für 1 J. 2 Bögen |
Wechsel zwischen Bögen und 1 bis 2 J. Zapfenschnitt |
Biegen
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von Hand |
von Hand |
von Hand |
von Hand |
von Hand |
Ausbrechen |
von Hand |
||||
Heften |
2x von Hand |
1x v. H., Heftbügel zu, |
1x v. H., Heftbügel zu, |
2 x |
2 x maschinell |
Laubschnitt |
jede Gasse, in Kombination mit Bodenpflege |
||||
Bodenpflege |
dauerbegrünt, Unterstockmulcher z.T. Stammputzer |
Bei den Varianten „Extensiv" werden die Termine der Bodenpflege den maschinellen Stockarbeiten untergeordnet. Grundsätzlich werden die Geräte in Kombinationen gefahren.
Arbeitszeitaufwand Trollinger , Ø 1995 - 1998, ohne Lese, Wege- und Rüstzeiten in Akh/ ha
Monat |
Dez - März |
Apr./ Mai |
Juni/ Juli |
Aug./ Sep. |
Okt./Nov. |
Summe |
Standard |
98 |
12 |
77 |
10 |
0 |
197 |
Extensiv A |
93 |
7 |
37 |
8 |
6 |
151 |
Extensiv B |
92 |
10 |
23 |
8 |
10 |
143 |
Während der Arbeitsspitze im Juni bringt die Mechanisierung der Laubarbeiten deutliche Einsparungen. Dabei sind die Unterschiede zwischen „2x Laubhefter" und „Heftbügel schließen + 1 x Laubhefter" nur gering.
Der maschinelle Rebschnitt bringt bei Trollinger nur wenig Zeiteinsparung. Aufgrund der Physiologie der Sorte scheidet hier der Zapfenschnitt aus. Das „Herausfräsen" des Rebholzes in Höhe des oberen Heftdrahtes ergibt nur eine Zeiteinsparung von 5 - 10 Akh/ ha. Dem gegenüber stehen die zusätzlichen Kosten, die das Vorschneidegerät verursacht.
Arbeitszeitaufwand Riesling , Ø 1995 - 1998, ohne Lese, Wege- und Rüstzeiten in Akh/ ha
Monat |
Dez - März |
Apr./ Mai |
Juni/ Juli |
Aug./ Sep. |
Okt./Nov. |
Summe |
Standard |
120 |
13 |
52 |
10 |
0 |
195 |
Extensiv A, 3 J. Zapfen |
88 |
15 |
39 |
12 |
6 |
160 |
Extensiv A, Wechselschnitt |
71 |
15 |
39 |
12 |
6 |
143 |
Extensiv B, 3 J. Zapfen |
87 |
14 |
22 |
12 |
10 |
145 |
Extensiv B, Wechselschnitt |
71 |
15 |
35 |
12 |
10 |
143 |
Der Riesling eignet sich aufgrund seiner Physiologie für den Zapfenschnitt. Durch den Zapfenschnitt und den Wegfall der Biegearbeiten lassen sich rund 40 Akh/ha sparen. Die Rückumstellung auf 2 Bögen nach 3 Jahren Kordon belastet aber die Bilanz. Im Winter der Rückumstellung werden gut 30 Akh/ha mehr benötigt als beim üblichen jährlichen Anschnitt auf 2 Bögen. Ein besserer Weg scheint der jährliche bzw. zweijährige Wechsel zwischen Bögen und Zapfen zu sein. Die Rückumstellung auf Bögen nach einem oder zwei Jahren Zapfen lässt sich ohne größeren Zeitaufwand durchführen. Beim Schnitt auf Zapfen muss in Stammnähe konsequent kurz angeschnitten werden, um Verdichtungen und erhöhtem Aufwand beim Ausbrechen vorzubeugen.
Durch Mechanisierung der Laubarbeiten sind hier, wie beim Trollinger, ebenfalls erhebliche Arbeitszeiteinsparungen möglich.
Fazit:
Durch geeignete Maßnahmen sind in bereits bestehenden Anlagen deutliche Arbeitszeiteinsparungen möglich. Insbesondere die Arbeitsspitze „Laubarbeiten" läßt sich durch den Laubhefter und/oder Heftdrahtausleger entschärfen. Bei Zapfenschnitt läßt sich auch der Rebschnitt mechanisieren, das Verfahren ist aber sorten- abhängig. Wichtig ist, daß Maschinenarbeitsgänge, soweit wie möglich kombiniert werden.
Insgesamt konnte der Arbeitszeitaufwand (ohne Lese) von ca. 200 Akh/ha auf ca. 150 Akh/ha gesenkt werden. Erträge, Mostgewichte und Weinqualität unterscheiden sich in allen Varianten bisher nicht.
Das bedeutet dass ein Familienbetrieb, dem in der Regel nur der Betriebsleiter als Vollzeitarbeitskraft zur Verfügung steht, mehr Fläche bewirtschaften, durch bessere Auslastung seiner Maschinen und Gebäude die Stückkosten senken und dadurch seine Einkünfte sichern kann.
U. Michelfelder/ R. Fox - LVWO Weinsberg
Stand: September 1999 |