Brache und Rigolen -
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R. Fox
LVWO Weinsberg
E-Mail: rudolf.fox@lvwo.bwl.de
In vielen Bereichen der weinbaulichen Produktion werden die seitherigen Arbeitsverfahren im Hinblick auf mögliche Verbesserungen bezüglich Ökologie und Ökonomie neu überdacht. Der Umtrieb der Rebanlagen über Brache und Rigolen hat, was die Ökologie (Umweltbelastung) sowie die Ökonomie (Standzeit der Neuanlage) angeht, erhebliche Auswirkungen. So sprechen steigende Betriebskosten, die Hektarhöchstertragsregelung sowie die steigende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Weinen für längere Standzeiten. Längere Standzeiten sind jedoch nur dann möglich, wenn "Rebmüdigkeit" zum Pflanztermin möglichst nicht vorhanden oder zumindest durch geeignete Brachebewirtschaftung und ausreichende Brachedauer weitgehend abgebaut ist.
Der Zwang zur Rationalisierung und Mechanisierung einschließlich der Ernte , führt andererseits dazu, dass Bestände mit "überholten" Gassenbreiten sowie "schlechtem" Zustand der Unterstützungsvorrichtung vorzeitig gerodet werden. Der Einsatz stärkerer Maschinen mit höherem Eigengewicht (Vollernter) zieht zwangsläufig zunehmende Probleme mit Bodenverdichtungen nach sich. Dies macht eine intensive Lockerung sowie Stabilisierung des verbesserten Bodengefüges bereits während der Brachezeit unumgänglich. In Übersicht 1 ist die "Situation" zu Brachebeginn zusammengefasst.
Übersicht 1 |
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Situation zu Brachebeginn |
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Die Böden sind vielfach unter der Pflugsohle aber auch im Bereich der Fahrspuren (Schlepper, Erntemaschine) stark verdichtet was zu schlechtem Gasaustausch führt |
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Verarmung an Humus sowie geringe biologische Aktivität |
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Nährstoffüberversorgung bzw. Ungleichgewicht sowie schlechte Verfügbarkeit |
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Besonders auf schweren Böden und alten Rebenstandorten stärkere Rebmüdigkeit |
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Teilweise hohe Besatzdichte mit rebspezifischen Nematoden |
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Ein wesentlicher Ansatzpunkt für die Brache generell stellt die Minderung der vor allem auf alten Rebenstandorten und/oder schweren Böden vielfach vorliegenden Rebmüdigkeit dar. Siehe hierzu auch Übersicht 2. Soll die Rebmüdigkeit - insbesondere die Besiedlungsdichte mit rebspezifischen Nematoden - reduziert werden, sind die Rebwurzeln zu Brachebeginn sorgfältig zu entfernen. Darüber hinaus empfiehlt sich eine intensiv wendende Bearbeitung zu Brachebeginn, um verbleibende Wurzelstangen und auch die dickeren Wurzeln größtenteils zu zertrennen. Dadurch kommt es zu raschem Absterben dieser ansonsten teilweise noch mehrere Jahre lebensfähigen Wurzelteile. Damit entfällt für die rebspezifischen Nematoden jegliche Nahrungs- sowie Virusinfektionsquelle. Durch diese Unterbrechung des Lebenskreislaufes der Virusüberträger ist die Gefahr der Neuinfektion der Jungreben zumindest stark reduziert.
Übersicht 2 |
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Ziele der Weinbergsbrache |
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Abbau der Rebmüdigkeit |
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Minderung einer eventuell vorhandenen Nematodenpopulation |
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Schaffung günstiger Bodenstruktur auch in tieferen Schichten |
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Einarbeitung von schwer beweglichen Nährstoffen |
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Anreicherung mit Humus |
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Erwünschte Nebeneffekte |
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Brachfläche dient als vorübergehende "Öko-Nische" |
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Ackerrandsstreifeneffekt |
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Auflockerung des Landschaftsbildes |
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Günstige Bedingungen bei Rebenpflanzung |
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(Befahrbarkeit, genügend locker im "Pflanzstreifenbereich") |
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Unerwünschte Nebeneffekte |
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Humusabbau und Nitrataustrag |
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Steigerung der Erosionsgefahr durch "vergraben" der humusreichen Krume |
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Geminderte Strukturstabilität verbunden mit der Gefahr rascher Wiederverdichtung |
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Gestaltung so, dass ökonomisch günstig und ökologisch verträglich |
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Der aus Sicht der Nematodenreduzierung notwendige starke mechanische Eingriff in das Bodengefüge führt jedoch zu dem allgemein geläufigen Mineralisierungsschub aus dem Humusvorrat des Bodens verbunden mit der Gefahr hoher Nitratfrachten in das Grundwasser. Der Rigoltermin Brachebeginn kann jedoch in Verbindung mit nachfolgender Begrünung gegenüber dem Rigoltermin Bracheende zur Minderung der Nitratauswaschung beitragen. In Übersicht 3 sind die Vorteile des Rigolens zu Brachebeginn zusammengefasst.
Übersicht 3 |
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Vorteile des Rigolens zu Brachebeginn mit anschließender Begrünung |
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Durch frühzeitige "Zertrennung" verbleibender Wurzelstangen und dickerer Wurzeln entfallen bereits zu Brachebeginn die Nahrungs- und Infektionsquellen für rebspezifische Nematoden. |
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Schaffung günstiger Strukturverhältnisse fördert die Durchwurzelungstiefe sowie die Durchwurzelungsintensität und damit die Aufwuchsleistung der Brachepflanzen. |
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Förderung des Gausaustausches und somit der biologischen Aktivität und rascherer Abbau der Rebmüdigkeit. |
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Ganzflächige Begrünung nach dem Rigolen bis kurz vor Pflanzung "fängt" Nitratschübe auf und mindert Auswaschungsgefahr. |
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Humusanreicherung und Bodenbelebung in den oberen Bodenschichten. Kein "Vergraben" der belebten Krume zu Bracheende. |
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Strukturstabilisierung während Brachezeit mindert Gefahr rascher Wiederverdichtung bei Pflanzung und folgenden Pflegearbeiten. |
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Geringere Erosionsgefahr in Junganlagen. |
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Belebte Krume lässt eher die "Etablierung" einer Dauerbegrünung zu. |
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Minderung der Nitratauswaschung
Unter den verbesserten Strukturverhältnissen erbringen die Begrünungspflanzen während der Brachezeit besonders gute Grünmasse- und Wurzelleistungen. Das durch die intensive Bearbeitung freiwerdende Nitrat wird durch die rasch wachsenden, flächendeckenden Brachepflanzen weitgehend aufgenommen und vor der Auswaschung bewahrt bzw. in organische Substanz eingebaut. Dagegen wird durch das Rigolen nach Ende der Brachezeit, z. B. nach 3jähriger Luzernebegrünung, ein enormer Nitratschub verursacht, den die Jungreben nur zu einem sehr geringen Teil verwerten können. Somit wird während der Brachezeit angesammeltes wertvolles Kapital verschenkt und die Umwelt belastet. Bleibt durch Rigolen zu Brachebeginn die während der anschließenden Brachezeit gebildete organische Masse in den oberen Bodenschichten, ist dies aus bodenbiologischen Gründen dagegen sehr vorteilhaft.
Der bereits wiederbelebte Oberboden unterliegt wesentlich geringer der in den ersten Jahren nach der Pflanzung gefürchteten Erosion. Daneben wird durch die Regenwurmtätigkeit während der Brachezeit wieder ein neues Drainsystem aufgebaut, das seinerseits zur besseren Infiltrationsrate und damit zu geringerer Erosionsgefahr beiträgt. Aus der Sicht der Minderung der Nitratauswaschung ist es sinnvoll, in der alten Anlage in den letzten Standjahren auf eine Humusdüngung zu verzichten. Es empfiehlt sich zusätzlich durch Umbruch der Begrünung, den bestehenden Humusfilz langsam abzubauen. Wird so verfahren, kann in den letzten
2 - 3 Standjahren auf eine Stickstoffdüngung verzichtet werden. Der bei "Installation" der Begrünung zusätzlich verabreichte Stickstoff lässt sich somit zumindest teilweise "zurückgewinnen".
Verfahren, Zeitpunkt
Ganz allgemein richtet sich das Rigolverfahren - Spatenmaschine, Tiefenlockerer, Pflug, Bagger - am Bodenzustand, dem Feuchtigkeitsgrad, den Geländeverhältnissen (Steigung, Seitenhang) der Tiefe eines eventuell vorhandenen Verdichtungshorizontes, aber auch wie o. a. eventuell an der Verseuchung mit rebspezifischen Nematoden. Eine vorherige Profilgrabung zeigt Verdichtungszonen auf und gibt Hinweise auf das geeignete Verfahren. Inwieweit gewisse Krumenvertiefungen, z. B. an Kuppen, durch den Einsatz von geeigneten Geräten sinnvoll sind, kann ebenfalls nur durch Grabungen ermittelt werden.
Soll zu Brachebeginn rigolt werden, ist als geeigneter Zeitraum etwa Dez./Jan. zu nennen. Nachdem die Bodentemperaturen in den Wintermonaten i. d. R. recht niedrig sind, findet bis zum Frühjahr meist nur eine geringe Mineralisation statt. Damit ist die Gefahr von Nitrataustrag über Sickerwasser gemindert. Durch Einsaat von Begrünungspflanzen im zeitigen Frühjahr, kann der ab ca. Mitte April entstehende Nitratschub gut verwertet und die Nitratwerte bis zur erneut einsetzenden Wassersickerung im folgenden Herbst/Winter erheblich gesenkt werden.
Für die Rodung von Altanlagen in Nitratproblem- und Sanierungsgebieten gelten folgende Vorschriften der SchALVO:
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Die bodenschonende Rodung (Herausziehen) der Altanlage ohne Pflug ist ab 1. Januar möglich. |
Der Umbruch, also das Rigolen kann frühestens ab 1. März durchgeführt werden. |
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Nach dem Umbruch ist unverzüglich eine Begrünung einzusäen |
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Soll noch im Jahr der Rodung neu gepflanzt werden gelten die Begrünungsregelungen der SchALVO für Junganlagen |
Beobachtungen aus Versuchen
Die über die Brachezeit aufwachsende Grün- und Wurzelmasse bleibt bei einer Bearbeitungstiefe von 25 – 30 cm am Bracheende großenteils im Krumenbereich und schützt im Jungfeld vor Erosion. Der während der Brachezeit abgesetzte Boden bietet für den späteren Einsatz der Technik günstigere Bedingungen wie der zum Bracheende tief rigolte Boden.
Eine geschlossene Brachebegrünung mit Luzerne führt zu erheblicher Humusanreicherung und starker Unterdrückung der natürlichen Flora. So waren in Versuchen im Pflanzjahr 1993 als auch im ersten und auslaufend im zweiten Standjahr erhebliche Unterschiede in der Verunkrautung in Abhängigkeit der Brachevariation zu beobachten. Vor allem die Brachenutzung hatte in dieser Hinsicht einen dominanten Einfluss. Alle Varianten mit Luzerne von Anfang der Brachezeit waren wesentlich weniger verunkrautet. Dagegen wiesen die Parzellen "Ölrettich/Luzerne" bis in das zweite Standjahr hinein zum Teil einen extremen Besatz mit Winde und Pfeilkresse auf. Dies hatte einen starken Einfluss auf den Aufwand für die Unterstockbewuchskontrolle und bedeutete mehr Handarbeit nach dem Flachschareinsatz.
Die zu Brachebeginn nicht rigolten Parzellen wiesen wegen des über die Brachezeit weniger geschlossenen Begrünungsbestandes naturgemäß in den ersten Jahren nach der Pflanzung ebenfalls einen etwas höheren "Unkrautbesatz" auf. Vor diesem Hintergrund gilt es, während der Brachezeit geschlossene Begrünungsbestände zu erzielen, um den Pflegeaufwand in der Junganlage für die Unkrautbekämpfung möglichst niedrig zu halten.
Das geänderte Verfahren ist durchaus praktikabel. Wird am Bracheende, z. B. mittels eines Tiefengrubbers, bei geeignetem Bodenzustand ca. 25 cm tief bearbeitet, steht ein ausreichend tief gelockerter Boden für Hand- oder auch Maschinenpflanzung bereit.
In Versuchen hat sich diese Methode bezogen auf die Jungfeldentwicklung ebenbürtig mit dem Verfahren rigolen zu Bracheende erwiesen.
Schluss
Der Rigoltermin Brachebeginn mit anschließender mehrjähriger Luzerneeinsaat ist dem Rigolen zum Bracheende aus Sicht des Abbaues der Rebenmüdigkeit, der Nitratdynamik sowie der Stabilisierung der Bodenstruktur vorzuziehen.
Wird vor der Pflanzung nochmals ca. 25 cm tief bearbeitet, stehen sowohl für die Pflanzung als auch das spätere Rebenwachstum günstige Bedingungen zur Verfügung. In unserem Versuch hat sich die durchgehende Brachenutzung mit Luzerne als günstigste erwiesen.
"Wer reiche Frucht ernten will muss vorher den Samen legen". Durch eine sinnvolle Gestaltung der Brache wird im übertragenen Sinne bereits ein Teil dieses Samens gelegt.