Wie sieht der "Kinderapfel" wirklich aus? |
Dr. Franz Rueß
LVWO Weinsberg
Viele Mütter kennen das Problem: Morgens wird die Kindergartentasche mit Essbarem für die Pause gefüllt, nachmittags können die Eltern dann den Inhalt der oftmals ungeöffneten Tasche selber aufessen. Häufig wird die Tasche dann mit den begehrten Milchschnitten oder gar Süßigkeiten bepackt, damit der Nachwuchs im Kindergarten überhaupt etwas isst. Dieses Verhalten führt aber zu einer ungesunden Ernährung der Kinder und kann in Übergewicht und schlechten Zähnen enden.
Viele Kindergärten haben dieses Problem erkannt und führen Informationsveranstaltungen für die Eltern zur Ernährungserziehung und kindgerechten Kost durch. Info-Material dazu kann über die Ernährungsberatung der Krankenkassen oder auch über die Ernährungszentren des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg bezogen werden.
Demzufolge sollten Kinder im Rahmen einer gesundheitsbewussten Ernährung täglich erhalten: |
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Eiweiß (tierisches Eiweiß = mageres Fleisch oder Wurst, pflanzliches Eiweiß = Brot, ergibt zusammen das bewährte Wurstbrot) |
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Mineralstoffe, besonders Calcium (sind in Milch oder Joghurt) |
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Vitamine (sind besonders viel in Obst und Gemüse) |
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Spurenelemente, vor allem Eisen zur Blutbildung (auch in Obst und Gemüse enthalten) |
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Ballaststoffe (sind in Vollkornerzeugnissen und in Obst) |
Dazu sollte Wert auf feste Kost mit hartem Biss gelegt werden, denn diese kräftigt das Zahnfleisch und reinigt die Zähne. Daneben sorgt sie für eine gute Kaumuskulatur.
Obst und Gemüse sind also grundlegende Bestandteile eines gesunden Pausenbrotes. Nur wie überzeuge ich mein Kind, die gesunden Sachen auch tatsächlich zu essen? Die "kleine Kundschaft" ist nämlich mindestens so anspruchsvoll wie die Erwachsenen und will genauso überzeugt werden.
Bezogen auf den Apfel ergibt sich aus Sicht der Kinder folgendes Anforderungsprofil: Ganze Äpfel sind meist zu groß, um komplett aufgegessen werden zu können. Es empfiehlt sich daher mit Apfelschnitzen zu arbeiten, bei denen das Kernhaus entfernt wurde und die komplett aufgegessen werden können. Mit einem überall im Fachhandel erhältlichen Apfelteiler kann man diese Prozedur für die Eltern schnell und für die Kinder interessant gestalten.
Da die Apfelschale die meisten Vitamine enthält, sollten die Kinder davon überzeugt werden, diese auch mit zu essen. Schon ein Sortenwechsel kann das Akzeptanzproblem der Schale lösen, weil die verschiedenen Apfelsorten unterschiedlich dicke Schalen haben. Ein großes Problem stellt das "Anlaufen" der Schnitze dar. Durch Oxidation braun verfärbte Apfelstücke werden nicht mehr akzeptiert. Abhilfe kann hier das Beträufeln mit Zitronensaft schaffen, was allerdings wieder aufwändig ist und zu einem sauren Geschmackserlebnis führt. Einfacher ist es Apfelsorten zu verwenden, die von Natur aus kaum anlaufen, da sie einen sehr hohen Vitamin C Gehalt haben, der die Oxidation verzögert. Dies ist zum Beispiel bei den Apfelsorten Rubinola oder Braeburn der Fall. Damit die Apfelstücke in ihrer Konsistenz in der Kindergartentasche auch frisch erhalten bleiben, empfiehlt sich die Verwendung von kleinen Frischhaltedosen und nicht von Tüten in denen die Stücke zermatscht werden können.
Bleibt als letztes der Geschmack und der ist wie bei den Erwachsenen auch unterschiedlich. Meistens wird unterstellt, dass Kinder süßlich betonte Äpfel bevorzugen. Um dieser Behauptung nachzugehen wurden Anfangs November 2003 Im Kindergarten "Stadtseebachtal" in Weinsberg die Apfelsorten Jonagold, Fuji, Topaz, Gala, Rubinola und Rubinette von 44 Kindern im Alter von 3-6 Jahren verkostet. Die Geschmacksrichtung 'ganz süß’ war durch Fuji und Gala vertreten. Rubinette und Topaz sollten das säurebetonte, Jonagold und Rubinola das ausgewogene Geschmackssegment vertreten. Völlig säurebetonte Sorten wie z.B. Boskoop wurden bewusst weggelassen, da sie auch bei erwachsenen Konsumenten wenig Anklang finden. Rubinette und Gala waren sortentypisch klein, Jonagold dagegen groß. Alle Sorten befanden sich physiologisch im optimalen Reifezustand. Jede Sorte wurde auf einem farbigen Teller angeboten. Anhand der Tellerfarbe konnten die Kinder ihren Lieblingsapfel auf einem 'Apfelbaum’ mit einem Klebepunkt markieren (siehe Bild) und damit die Frage "Welcher Apfel schmeckt Euch am besten?" beantworten.
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Abbildung 1: Anzahl der Nennungen der Kinder auf die Frage "Welcher Apfel hat Euch am besten geschmeckt?" |
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Abbildung 2: Mit Klebepunkten konnten die Kinder ihre Lieblingssorte markieren |
Das Ergebnis ist erstaunlich: Die 'süßen Sorten’ Fuji und Gala haben sogar am schlechtesten abgeschnitten und wurden von den etwas säurebetonten Sorten Rubinette und Topaz übertroffen. Das gute Abschneiden der Sorte Rubinola beeindruckt auch in anderen Geschmacksverkostungen immer wieder. Ausgewogener Gesckmack und nicht oxidierende Apfelschnitze sind die überzeugenden Argumente dieser Sorte. Die Standardsorte Jonagold landete auf einem mittleren Platz. Sicherlich ist das Ergebnis mit lediglich 44 Probanden statistisch gesehen nicht repräsentativ. Trotzdem muss die Aussage, dass Kinder nur süßlich betonte Apfelsorten mögen, in Zweifel gezogen werden.
Die Geschmäcker sind eben auch bei Kindern verschieden. Eltern die ihre Kinder vom Apfelessen überzeugen wollen, müssen verschiedene Sorten ausprobieren, um den individuellen Geschmack ihres Kindes herauszufinden. Auf der Suche nach der richtigen Sorte sollte man sich nicht nur auf das Supermarktangebot beschränken (z.B. Jonagold, Gala, Fuji), sondern auch einmal einen Wochenmarkt oder den Direktvermarkter selbst besuchen (dort gibt es z.B. Rubinette und Topaz). Die Sortenvielfalt ist so groß, dass bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei ist. Vielleicht geht die Motivation ja sogar so weit im eigenen Garten im Rahmen der Naturerziehung der Kinder einen geeigneten Apfelbaum zu pflanzen (z.B. die schorfresistente Apfelsorte Rubinola), um ihr Kind an das gesunde Apfelessen heranzuführen.
Gedankt sei an dieser Stelle dem Team vom Kindergarten "Stadtseebachtal" für die Aktion, meiner Frau für die Organisation und natürlich den 'Kids’ fürs fleißige Probieren.
Schorfresistente Apfelsorten für den Garten im Portrait
Topaz Herkunft: Wuchs: Blüte: Pflückreife: Ertrag: Lagereignung: Fruchtbeschreibung: Krankheiten und Schädlinge: Allgemeine Beurteilung: |
Rubinola Herkunft: Wuchs: Blüte: Pflückreife: Ertrag: Lagereignung: Fruchtbeschreibung: Krankheiten und Schädlinge: Allgemeine Beurteilung: |