Leitfaden zur Teilzeitbegrünung im Weinbau |
Rolf Fox und Peter Steinbrenner
LVWO Weinsberg
E-Mail: rolf.fox@lvwo.bwl.de
Ziele:
Produktive Verwertung von Wasser und Nährstoffen zur Humusproduktion vor Ort
Lockerung des Bodens durch tiefwurzelnde Begrünungspflanzen
Strukturverbesserung auch über Humuszufuhr
Minderung der Nährstoffauswaschung - Nitrat
Minderung der Erosionsgefahr
Nährstoffaufschluß und Förderung der Nährstoffverfügbarkeit
Erhöhung des Wasser- und Nährstoffspeichervermögens
Förderung des Bodenlebens - Regenwurm
Schaffung stabiler Krümel - Lebendverbauung
Abkehr von der Monokultur
Förderung der Artenvielfalt, Stabilisierung des Ökosystems
Minderung von Chlorose, Stiellähme, Botrytis
Anwendung: |
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wo Dauerbegrünung wegen ungünstigem Wasserhaushalt nicht möglich |
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in Junganlagen zur Vorbereitung einer späteren Dauerbegrünung, Anhebung des Humusgehaltes |
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wo sich natürlicher Bewuchs wegen mangelnden Samenpotenzials und/oder geringen Humusgehaltes nur spärlich entwickelt |
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in Verbindung mit Dauerbegrünung nur in jeder 2. Gasse |
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in Seilzug- oder Terrassenlagen eventuell Spätsommereinsaat mit frostempfindlichen Pflanzen |
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Sommerbegrünung unter bestimmten Bedingungen (starker Winter- oder Spätfrostschaden, besonders feuchte Vegetationsperiode) interessant |
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Leguminosen (Stickstoffsammler) möglichst nur als Wintereinsaat, Stickstoffwirkung bei Düngung berücksichtigen |
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zur Steuerung des Nitratgebotes für die Rebe |
Einsaat, Düngung, Mulchen, Umbruch : |
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Saattermine einhalten, besonders im Spätsommer/Herbst nicht zu spät |
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Saattiefe und Saatstärke einhalten |
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Saatbreite ca. 15 cm schmäler als Arbeitsbreite des späteren "Umbruchgerätes" |
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bei Gemengen Pflanzen mit gleichen Entwicklungsrhythmen auswählen |
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Kombination von Stütz- und Kletterpflanze mindert die Gefahr des Hochrankens am Rebspalier |
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"Fruchtwechsel" ist sinnvoll |
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N-Düngung auf kargen Standorten im zeitigen Frühjahr (März) fördert die Massebildung sowie über ein stärkeres Wurzelwerk die Strukturwirkung |
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möglichst erst mulchen, wenn Pflanzen kurz vor Blüte stehen |
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Bestände mit geringem Nachwuchsvermögen nach Mulchgang umbrechen - Verminderung der unproduktiven Verdunstung |
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flacher, grober Umbruch verhindert zu rasche Mineralisierung |
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Niederwalzen des Begrünungsbestandes führt zu lang anhaltender Nitratfreisetzung und stellt über das längere Blütenangebot eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, z. B. für die im Weinbau nützlichen Florfliegen, dar |
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zu später Umbruch (Juni/Juli) ist besonders in Trockengebieten wegen des angespannten Wasserhaushaltes zu vermeiden |
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später Umbruch - ab Mitte Juni - kann zu verspätetem, ungewolltem Nitratschub im September/Oktober führen |
Wirkungen: |
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zeitweilige natürliche oder auch gezielte Begrünung fördert das Nahrungsangebot (Blüten) für Insekten, Nützlinge |
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Winterbegrünung besonders vorteilhaft, da praktisch keine Konkurrenz für die Rebe und produktive Verwertung von Wasser und Nährstoffen sowie sichere, hohe Masseleistung |
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Umbruch der Winterbegrünung ca. Mitte/Ende Mai führt zur zeitlich bedarfsgerechten Freisetzung von Stickstoff für die Rebe |
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nach Umbruch von Sommerbegrünungen sofort Winterbegrünung einsäen, um entstehenden Nitratschub abzubinden |
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Gemenge ergeben bessere Bodenerschließung und höhere Masseleistung |
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Geeignete Pflanzen (Saatmenge generell auf Gesamtfläche bezogen) |
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Pflanzenart |
Saatmenge |
Saatzeit |
Saattiefe |
Umbruchtermin |
1. Nichtleguminosen |
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Überwinternd |
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Winterraps |
10 -12 |
Frühj. - Späts. |
2 - 3 |
Anf. - Mitte Mai |
Perko/Buko/Winter- |
10 - 12 |
Frühj. - Späts. |
2 - 3 |
Anf. - Mitte Mai |
Futtermalve |
10 - 12 |
Frühj. - Späts. |
3 - 5 |
Mitte Juni |
Roggen, Winterweizen, Wintergerste |
150 |
Aug./Sept. |
bis 5 |
Mitte/Ende Mai |
Welsches Weidelgras |
35 - 40 |
Frühj. - Mitte Sept. |
bis 2 |
Mai 1) |
Nicht überwinternd |
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Ölrettich |
15 - 20 |
Frühj. - Sommer |
2 - 3 |
abgehende Blüte 2) |
Sommerraps |
10 - 12 |
Frühj. - Sommer |
2 - 3 |
abgehende Blüte 2) |
Senf |
12 - 15 |
Frühj. oder Aug./Sept. |
bis 2 |
abgehende Blüte 2) |
Phacelia |
10 - 12 |
Frühj. - Späts. |
2 |
abgehende Blüte 2) |
2. Leguminosen |
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Überwinternd |
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Inkarnatklee |
20 - 30 |
Aug./Sept. |
bis 2 |
Mai/Juni |
Wintersaatwicke |
100 |
Aug./Sept. |
3 - 5 |
Mai/Juni |
Wintererbse |
120 |
Aug./Sept. |
3 - 5 |
Mai/Juni |
Nicht überwinternd |
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Sommerwicken |
110 |
zeitiges Frühjahr |
3 - 5 |
Juli/August 3) |
Platterbsen |
140 |
zeitiges Frühjahr |
3 - 5 |
Juli/August 3) |
Persischer Klee |
20 - 25 |
Mai bis Juli |
bis 2 |
Späts./Herbst 3) |
Alexandrinerklee |
30 - 40 |
Mai bis August |
bis 2 |
Späts./Herbst 3) |
3. Gemenge (Überwinternd) |
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Roggen-Wicken-Gemenge |
70/70 |
Aug./Sept. |
3 - 5 |
Mai/Juni |
Roggen-Erbsen-Gemenge |
70/70 |
Aug./Sept. |
3 - 5 |
Mai/Juni |
Kleegrasgemenge |
(40) |
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Landsberger Gemenge |
(60) |
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1) Mehrschnittig, deshalb Umbruch erst nach 2. oder 3. Schnitt oder später |
Bezugsquellen für Saatgut: WLZ Lagerhäuser, Raiffeisenwarengenossenschaften, Landhandelsbetriebe
Stand: Juli 2002 |